5G: Das neue Netz erobert Deutschland

Zwei der drei großen deutschen Mobilfunkanbieter, Vodafone und die Deutsche Telekom, wollen das UMTS-Netz und den damit verbundenen Mobilfunkstandard 3G spätestens bis Ende kommenden Jahres komplett abschalten. Auch der größte Player auf dem deutschen Mobilfunkmarkt hat sich nun zur Abschaltung geäußert: Die Telefónica Deutschland ist Eigentümerin von O2 und E-Plus und will sich spätestens 2022 von dem veralteten UMTS-Netz trennen. Kritiker warnen: Ist UMTS erst einmal abgeschaltet, häuften sich langsame Verbindungen und Netzabbrüche, so die Befürchtungen. Was ist dran an diesen Unkenrufen und was bedeutet die Abschaltung für Mobilfunkkunden und ihre Erreichbarkeit wirklich? Viking Telecom klärt auf. 

5G-Ausbau läuft an

So langsam kommt der Ausbau des 5G-Netzes deutschlandweit in Schwung: Rund ein Jahr ist es her, dass die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch die verfügbaren Frequenzen für das neue Handynetz für beachtliche 6,5 Milliarden Euro unter sich aufgeteilt haben. Seitdem ist der Netzausbau des 4G-Nachfolgers jedoch nur langsam vorangeschritten: Den Anfang machte Vodafone, der auf dem Frequenzband APT 700 (n28), das steht für Asia Pacific Telecommunity 700 MHz, als erster deutscher Telekommunikationsanbieter im Juli 2019 den Startschuss für die ersten 25 5G-Stationen gab. Noch in diesem Jahr will der Konzern mit dem schnellen Netz zehn Millionen Menschen erreichen.

Ähnlich ambitioniert geht nun auch die Deutsche Telekom in die zweite Jahreshälfte: In Hamburg, Frankfurt, München und fünf weiteren Metropolen Deutschlands ist das schnelle Mobilfunknetz der Telekom seit Sommer 2019 verfügbar, zahlreiche weitere Städte sollen nun aber folgen. Anders als Vodafone setzt die Telekom dabei, wie auch 1&1 und O2, auf das 3,6 GHz-Frequenzband n78 und auf 2,1 GHz (n1). Letzteres wird aber erst dann interessant, wenn das Dynamic Spectrum Sharing (DSS) etabliert ist, das ein Frequenzband sowohl für LTE als auch für 5G nutzbar macht.

5G-Netz: Neue Technik, neue Möglichkeiten

Technisch gesehen basiert der neue Mobilfunkstandard der fünften Generation auf seinem Vorgänger LTE, setzt aber mit Übertragungsraten von bis zu zehn Gigabit neue Maßstäbe und stellt mit Antwortzeiten bis unter einer Millisekunde (derzeit etwa 50 Millisekunden) auch in Sachen Reaktionszeiten neue Rekorde auf. Für den Endverbraucher bedeutet das in erster Linie schnelleres mobiles Internet, das dank hoher Datenraten beispielsweise Virtual-Reality-Anwendungen möglich macht. Seine vollen Stärken entfaltet das neue Netz aber im Bereich technischer Automatisierungen, die dank Echtzeitübertragung Produktionsprozesse in der Industrie automatisieren können und neue Technologien wie autonomes Fahren möglich machen. Erstmals sollen Endgeräte über das 5G-Netz außerdem direkt miteinander kommunizieren können, ohne den Umweg über den Funkmast nehmen zu müssen: Das „Internet der Dinge“ rückt damit in greifbare Nähe.

Eigene 5G-Netze für Firmenkunden

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum 5G besonders Firmenkunden ganz neue Möglichkeiten eröffnet: Die Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard wurden nicht vollständig an die Netzbetreiber versteigert. Einen Teil hat die Bundesnetzagentur für Forschungseinrichtungen, Industrie und Landwirtschaft zurückgehalten, die ihre Bürogebäude, Produktionshallen oder Bauernhöfe zukünftig mit eigenen Netzen versorgen können. Diese maßgeschneiderten Campus-Netze können zukünftig Roboter, Sensoren und Fahrzeuge so miteinander verbinden, dass sie zu vollautomatisierten Forschungs-, Produktions- oder Logistiksystemen werden, die durch Anbindung an das externe 5G-Netz ohne Zeitverzögerung von jedem Ort der Welt aus gesteuert und gewartet werden können – willkommen in der Industrie 4.0. Wer mehr über die Chancen von 5G für die Industrie erfahren möchte, darf sich auch gerne über untenstehendes Kontaktformular an uns wenden.

Welche Anbieter haben 5G-Tarife im Angebot?

Mit der Deutschen Telekom, Vodafone, O2-Telefonica und Unitymedia haben nahezu alle großen deutschen Mobilfunk-Anbieter bereits 5G-Tarife im Angebot. Während das 5G-Netz der Deutschen Telekom im Norden bereits in allen größeren Ortschaften inklusive Niebüll, Husum, Heide und Flensburg sowie auf den Nordfriesischen Inseln verfügbar ist, hat Vodafone aktuell lediglich einen 5G-Sendemasten in Husum. Auch weiter südlich schreitet 5G voran: Der österreichische Anbieter A1 hat ebenfalls bereits entsprechende Tarife in Petto. Das Unternehmen 1&1 präsentiert einige seiner Tarife derzeit als „5G-Ready“. Soll heißen: Das schnelle Internet kann genutzt werden, sobald 1&1 die neue Technologie bereitstellt. Wann dies ist, steht noch nicht fest: „Aktuell laufen Verhandlungen mit potenziellen Partnern für den Netzaufbau“, ist auf der Webseite von 1&1 zu lesen.

Welche Geräte sind für 5G geeignet?

Knapp 40 Endgeräte gibt es aktuell in Deutschland als 5G-Varianten, die für den neuen Mobilfunkstandard ausgelegt sind. Von Samsung ist es das neue Flaggschiff Galaxy S20 in der Ultra- sowie Plus-Variante, außerdem das A90, das S10, das Note 10 Plus sowie das Fold. Von Huawei sind das P40 Pro, das Mate 20 X, das P40 lite sowie das Mate X für 5G erhältlich. Xiaomi hat das Poxo F2 Pro, das Mi 10 in der Pro- und Lite-Variante und das Mi Mix 3 für 5G herausgebracht. Das Mi 10 Lite ist sogar das derzeit günstigste 5G-fähige Endgerät.

Unser Tipp: Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet das OnePlus Nord. Außerdem gibt es vom gleichen Hersteller noch das OnePlus 8, das ebenfalls 5G-fähig ist. Sony hat mit dem Xperia 1 II nur ein einziges 5G-fähiges Endgerät, ebenso Asus, dort ist es das ROG Phone 3. LG hat mit dem V50 ThinQ und dem Velvet immerhin zwei Geräte zur Auswahl. Motorola bietet das Moto G in der Plus-Variante an, außerdem das Edge und ZTE hat das Axon 11 im Programm.

So profitieren auch LTE-Nutzer vom 5G-Ausbau

Auch Kunden mit „nur“ LTE-fähigen Endgeräten oder Verträgen profitieren vom aktuellen Netzausbau: Vodafone nutzt an den neuen Mobilfunk-Stationen schon jetzt die bereits erwähnte Technologie DSS. Bis Ende 2020 soll sie sich an den Sendemasten im Land etabliert haben. Ab 2021 wird sich dadurch voraussichtlich eine deutliche Geschwindigkeitssteigerung bemerkbar machen. An den DSS-nutzenden Masten jedoch nicht so stark, wie an den rein für 5G genutzten Sendemasten. Die Deutsche Telekom hat bisher keine Aussage dazu gemacht, ob sie diese Technologie flächendeckend nutzen möchte, aber in einigen Netzen der Telekom scheint sie bereit Verwendung zu finden, wie Technik-YouTuber Tobias Dirking herausgefunden hat.

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